Aus der Biergeschichte

Schon bevor Herzog Wilhelm IV am 23. April 1516 das sogenannte Bayrische
Reinheitsgebot (wurde später in "Deutsches Reinheitsgebot" umgewandelt)
erließ, hatte das Bier bereits eine mehrtausendjährige Geschichte hinter sich.
Wo und wann das Bier letztlich "erfunden" worden ist, läßt sich sicherlich nicht
exakt bestimmen; aber alle Zeichen (Entdeckungen, Ausgrabungen etc.) deuten
darauf hin, daß die Sumerer etwas damit zu tun hatten.

Hierzu ein kleiner Abriss mit wichtigen Eckdaten.

Man lese aber selbst.

Vergorener Brotteig war mit größter Wahrscheinlichkeit der Ausgangspunkt für die Herstellung eines bierähnlichen Getränks. Überliefert ist das in Bildern und Keilschriften der alten Sumerer, die um 4000 – 5000 vor Christus im Gebiet zwischen Euphrat und Tigris (= Zwei-Stromland = Mesopotamien) siedelten. Als die Sumerer an stehengelassenem Brotteig den Gärvorgang wahrnahmen und ihn zu wiederholen verstanden und damit „brauten“, hatten sie wohl das Bier entdeckt.

Um 4000 – 5000 v. Chr.:
Der Abdruck eines Siegels, das in Tepe Gawra (im Norden des heutigen Iraks) gefunden wurde, ist wohl der erste und älteste Nachweis des Verzehrs von Bier. Er zeigt zwei Personen, die mit Hilfe abgebogener Röhrchen aus einem großen Krug (Bier?) trinken.

3500 bis 3000 v.Chr.: Archäologen fanden im heutigen iranischen Godintepe Tonkrug-scherben mit gelblichen Rückständen. Diese enthielten Calciumoxalat – ein Bestandteil des Biersteins.

3500 bis 3000 v. Chr.: In Oberägypten, südlich von Kairo entdeckte man 1988 Überbleibsel einer ganzen Brauerei.

Um 3000 v Chr.: Tontafeln von Uruk (Irak) zeigen die Berechnungen von Getreidemengen für die Herstellung acht verschiedener Biersorten.

Um 3000 – 2500 v. Chr.:
Beim Bau der Pyramiden in Giseh (Kairo) stehen jedem Arbeiter pro Tag 3 bis 4 Laib Brot, 2 Krüge Bier zu.

Um 2200 v. Chr.: Eine ägyptische Dienerfigur aus dem Grab des Djascha (Giseh, Westfried-hof) zeigt einen Bierbrauer in kurzem Arbeitsschurz.

Um 2200 bis 2100 v. Chr.: Das Gilgamesch-Epos, das älteste Werk der Weltliteratur, entsteht. Ein wichtiges Thema ist darin der Wandel des noch tierhaften Urmenschen (Enkidu) zum kultivierten Menschen. Die verwandelnden Kräfte liegen im Verzehr von Brot und Bier.

Um 2100 v. Chr.: Die Medizintafeln von Nippur (Irak) enthalten 10 ärztliche Anweisungen, wie die Menschen zur äusseren und inneren Anwendung Pflanzenstoffe, zusammen mit Bier, verwenden sollen.

Um 1900 v. Chr.: In Mesopotamien kannte man 20 verschiedene Biere. Acht davon wurden aus Emmer, acht weitere aus reiner Gerste und vier aus einem Gedreidegemisch hergestellt.

Um 1800 v. Chr.: Hymne an die Biergöttin Ninkasi (Babylonien) zugleich eine Beschreibung der Bierherstellung.

Um 1700 v. Chr.: Der Codex Hammurapi (1728 – 1686 v. Chr.), die älteste Gesetzessamm-lung der Welt, enthält auch Anordnungen über die Herstellung und den Verkauf von Bier sowie über Höchstpreise von Bier.

Um 1400 v. Chr.: Bestätigung der Lieferung einer größeren Biermenge in Nippur (Irak): Ausgeliefert durch Herrn Kusu-eresch. Bestätigt durch Herr Usat-Gula, im Monat Ululu (August/September), den 29. Tag im 25. Jahr des (ungenannten) Königs.

Um 800 v. Chr.: Ältester Nachweis der Bierbereitung auf deutschem Boden durch Funde von Bieramphoren der frühen Hallstattzeit. Fundort ist Kasendorf bei Kulmbach.

Um 300 n. Chr.: Ein Bierverlegerstein, der in der Nähe von Trier gefunden wurde.

Um 500 bis 700: Aus einem fränkischen Kriegergrab, das 1981 bei Straubing ausgegraben wurde, stammt ein Trinkgefäß mit der Form eines Maßkruges.

500 bis 1500: In den ersten Jahrhunderten n. Chr. bis zum Ende des Mittelalters war das Bier-brauen ebenso wie das Brotbacken Sache der Frauen. Gelang ein Sud besonders gut, lud die „Dame des Hauses“ ihre Nachbarinnen zum Bierkränz-chen ein. Ein Brauch, aus dem wohl später das Kaffeekränzchen entstand.

768:
Dem Bier in seiner heutigen Beschaffenheit und nach unserem Geschmack begegnet man erstmals durch die Verwendung von Hopfen als Würz- und Haltbarkeitsmittel. König Pippin III, der Jüngere, überträgt mittels Urkunde dem Kloster St. Denis einige Hopfengärten („Homularia“).

814: Der Klosterplan von St. Gallen entsteht. In diesem Plan sind drei Brauereien eingezeich-net. Die bierbrauenden Mönche tragen viel zur Weiterentwicklung des Gerstensaftes bei.

816: Auf der ersten Klosterreform-Synode von Aachen wird als „Reichsgesetz“ das Maß für den Wein- und Biergenuss in Klöstern festgelegt.

Um 1150: Die berühmte Ärztin und Naturforscherin Hildegard von Bingen (1098 – 1179) gab bei vielen Krankheiten folgenden Rat: Cerevisiam bibat! (Man trinke Bier!).

Um 1400: Die älteste Darstellung eines Bierbrauers (in Deutschland) findet sich im Handbuch der Mendelschen Zwölfbruderstiftung zu Nürnberg. Bei der Zwölfbruderstiftung handelte es sich um einen Alterssitz für verarmte und arbeitsunfähige Handwerker. Die Insassen trugen eine kuttenähnliche Anstaltskleidung.

Um 1400: Auf Darstellungen von Bierbrauern taucht das Brauerzeichen, ein sechseckiger Stern, auf. Ein Dreieck mit Spitze nach oben bedeutet „Feuer“, ein Dreieck mit Spitze nach unten „Wasser“. Ein Querstrich beim Dreieck „Feuer“ führte zum Begriff „Erde“. Das Zusammenfügen der beiden Dreiecke brachte zum Ausdruck, dass das Bier aus Wasser sowie Hopfen und Gerstenmalz (Zeichen „Erde“) hergestellt wurde und dass dabei Feuer notwendig war, um dem Getränk „Geist“ (Zeichen „Luft“) einzuhauchen. Ein Punkt in der Mitte des Sechsecks bedeutete „kochen“.

Um 1500: Philipp Aureolus Theophrast Bombast von Hohenheim, genannt Paracelsus, verfasst die Schrift: „Bier ist eine wahrhaft göttliche Medizin für Kranke“.

1516: Am 23. April 1516 erläßt Wilhelm IV, Herzog in Bayern das bayerische Reinheits-gebot für Bier.

1803: Säkularisation: Auflösung der Klöster in Bayern in weltliche Hände, inklusive der Klosterbrauereien.

1810: Erstes Oktoberfest

1835: Erstes Frachtgut der ersten Eisenbahnlinie von Nürnberg nach Fürth: zwei Fässer Bier.

1842: Am Martinstag, dem 11. November 1842, wird in der Stadt Pilsen erstmals untergäriges Bier „Pilsner Brauart“ ausgeschenkt. Braumeister ist Joseph Groll aus Vilshofen.

1843: Carl Joseph Napoleon Balling „erfindet“ das Saccharometer. Die Zuckerspindel (geeicht bei 17,5°C) erlaubt die direkte Ablesung des Extraktgehaltes (in g/100 g) einer Lösung (Würze, Bier). Fritz Plato ergänzt und erweitert später die Ballingtafel.

1873: Carl von Linde (1842 – 1934) führt die Kältemaschine ein. Er schafft damit die Voraussetzungen für die ganzjährige Herstellung von untergärigen Bieren.

1876: Louis Pasteur (1822 – 1895) veröffentlicht sein Buch „Etudes sur la Bie´re“. Die Gärung ist auf die Wirkung von Mikroorganismen zurück zu führen. Durch Erhitzen des Bieres („Pasteurisieren“) können Hefen und andere Mikroorganismen inaktiviert werden.

1881: Emil Christian Hansen (1842 – 1909) gelingt es als erstem, eine einzelne Bierhefezelle zu isolieren und in Reinzucht zu vermehren.

1906:
Das bayerische Reinheitsgebot für untergäriges Bier erlangt für alle Länder des damaligen deutschen Reiches Gültigkeit.

1987: Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes über den freien Warenverkehr innerhalb der Europäischen Gemeinschaft dürfen in Deutschland auch EG-Biere auf den Markt gebracht werden, die nicht dem Reinheitsgebot entsprechen. Ein Schock für alle deutschen Bierfreunde. Es stellte sich aber bald heraus, dass dieses Gesetz keine Aus-wirkungen auf die Reinheit deutscher Biere haben wird und die deutsche Biertrinkerschaft ausländische Chemie-Biere auf breitester Basis ablehnt.

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(Auszug aus der WDR-Sendereihe von „QUARKS & CO“ – Die Wissenschaft vom Bier)

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